Weinberger: Too big to know (2013)

Inhalt: Die Welt ändert sich und das Wissen über die Welt verändert sich auch. Weinberger geht diesen veränderten Zugängen zu Wissen nach. Zwar erfahren wir alle den veränderten Umgang mit Wissen tagtäglich aber der Autor meint, dass sich dadurch auch das Wissen selber und das Denken ändert (hier grätscht Carr mit Shallow rein). Anders als Carr verliert sich Weinberger jedoch nicht in der Kritik über den neuen Zustand, nein, er vergleicht, stellt fest, sucht Analogien und beschreibt vor allem: Immer wieder weist er darauf hin, dass das (verfügbare und genutzte) Wissen viel zu umfangreich, als das man es als Person oder Institution erfassen geschweige denn verarbeiten könnte. Da ist (war) zum einen das Leitmedium BUCH, hier haben Filter (Selektion in Verlag und Bücherei z.B.) für eine Überschaubarkeit gesorgt und führte zur angestrebten. Reduktion: Wir reduzieren das Wissen einfach auf ein Niveau, mit dem unsere Gehirne und unsere Technologien fertig werden können“ (S.152)Das neue Leitmedium wird (ist) nun das Internet, die Filter sind anders als bei Büchern. Die Komplexität und die Vielfalt schlägt voll durch und „Es sieht so aus, als würde uns Vielfalt nur so lange gefallen, bis wir ihr wirklich ins Auge sehen.“ (S.93)
Diskussion: Ein gutes Buch, es wirft mehr Fragen auf als es beantworten kann. Es ist ein kompliziertes Thema was durch viele Unsicherheiten geprägt ist. Es gibt viel Gelegenheit zum Nachdenken. Gerade Organisationen, wo noch das Leitmedium Powerpoint vorherrscht, könnten hier jede Menge lernen!
Bewertung: 4 von 5

Govindarajan, Trimble: Reverse Innovation (2012)

Inhalt: Nicht erst seit Prahalads ,The Bottom of the Pyramid` weiß man, dass die Märkte in aufstrebenden Ländern zahlenmäßig und auch wertmäßig wesentlich größer als die Heimatmärkte der etablierten Industriegiganten sind.
Es erscheint insofern einleuchtend, dass Innovationen nicht nur in den Industrieländern entstehen und von dort in den Rest der Welt exportiert werden, sondern dass sie überall entstehen können und auch überall zur Anwendung kommen können. Das Erstaunen über die Innovationsfähigkeit in Emerging Markets wirkt fast naiv, wie sonst ist es zu erklären, dass sich Industrieunternehmen so schwer tun mit dem Thema ,Reverse Innovation`. Es gibt zahllose Beispiele für das Scheitern des traditionellen ,Innovations-Exports` aber auch positive Beispiele für erfolgreiches innovieren fern der Heimat und der erfolgreichen Vermarktung im Heimatland.
Diskussion: Die Autoren identifizieren 5 Gaps( ) die es zu beachten gilt, will man erfolgreich in der Ferne innovieren und stellen ein Modell zur Einschätzung der Reverse Innovation Fähigkeit vor. Darüber hinaus gibt es jede Menge Hinweise und Vorschläge (z.B. LGT – local growth team, die die Wertschöpfung vor Ort organisieren) für die Anwendung. Es ist ein starkes Plädoyer für Reverse Innovation und es ist überzeugend.
Bewertung: 5 von 5

Bodell: Kill the Company (2012)

Inhalt: Viele Unternehmen tun sich mit der ‚schöpferischen Zerstörung‘ recht schwer und zwar sowohl mit dem Schöpferischen als auch mit der Zerstörung. Mit dem Buch von Lisa Bodell gibt es nun für den zweiten Teil recht gute Hinweise und Empfehlungen. Die Grundidee ist einfach aber brillant: Am Anfang steht die Zerstörung! Und nur wenn man sich zumindest gedanklich mal mit der Vorstellung des Firmenzusammenbruchs beschäftigt hat, kann man viel beherzter über die Neugestaltung sinnen.
Die vielen Ratschläge beziehen sich auf Workshops und Gruppenarbeiten. Hier werden sinnlose Regeln abgeschafft und überlegt, wie aus Sicht des Wettbewerbs die Firma angegriffen und zerstört werden kann. Das liest sich fast wie ein Abenteuerroman oder ein Krimi und ich denke viele der Ideen und Vorschläge sind sehr hilfreich (und wurden wohl schon oft ausprobiert, was die Autorin leider etwas zu oft betont)
Diskussion: Ein etwas anderes – und sehr gutes – Innovationsbuch! Die Initiative kommt aus dem Maschinenraum der Organisation. Hier ist die Sensibilität gegenüber Stärken und Schwächen des Unternehmens in der Regel auch viel höher als an der Spitze des Unternehmens. Gewünscht hätte ich mir etwas mehr Raum und ein paar mehr Gedanken, wie die guten Ideen aus dem Maschinenraum auch auf die Kommandobrücke kommen, damit auch in den Chefetagen die Wachstumsträume mal von Nah-tod-erlebnissen unterbrochen werden können.
Bewertung: 5 von 5

Jaworski: Innovationskultur. Vom Leidensdruck zur Leidenschaft (2009)

Inhalt: Die Innovationskultur ist eines der wenigen Unternehmensmerkmale welches extrem schwer kopierbar ist. Sie umfasst – als Bestandteil der Unternehmenskultur – Normen, Wertvorstellungen und Denkhaltungen bzgl. des Innovationsgeschehens und der beteiligten Personen(S. 25). Das ist soweit einleuchtend und bis dahin kann man den Beobachtungen und Ausführungen uneingeschränkt zustimmen.
Leider ist es jedoch in der Praxis so, dass die Innovationskultur irgendwie entsteht oder eben nicht (da in der Regel andere messbare Regelgrößen für das Management von höherer Bedeutung sind). Man kann weder Innovationen noch die Innovationskultur noch die Innovationsfähigkeit einer Organisation ,von oben` verordnen, wobei die Innovationskultur sowieso oft nur als das Randthema bei Innovationsbemühungen gesehen wird.
Diskussion: Leider kann das Buch genau an dem kritischen Punkt zwischen Organisation-Innovation-Kultur wenig Hilfreiches beitragen: Ratschläge wie ,Informelle Netzwerke fördern` sind bspw. gut gemeint aber scheitern an der Incentivierung und Leistungsbeurteilung in Organisationen. Was da für ,Weisheiten` von den Unternehmen eingestreut werden, ist erstaunlich. Da ist Vieles dabei, was aus den Buzzword-Produktionen der Stabsstellen kommt. Es klingt wahnsinnig toll, aber man ahnt schon, dass da wenig Substanz dahinter ist. Nur als Beispiel: Wir versuchen geschäftsübergreifend und branchenübergreifend radikale Innovationen zu initiieren.[…] Wenn man da tiefer in die Themen einsteigt, findet man technologische Gemeinsamkeiten. Wenn man die bereits zu Anfang eines Prozesses formuliert, führt das zu Synergien. […] usw. so geht das dahin. Wie werden durch Synergien radikale Innovationen initiiert? Man bleibt ratlos zurück. Ebenso wie bspw. folgende Behauptung International zusammengestellte Teams potenzieren die Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung von Innovationsideen in marktfähige Produkte.“ (S.66) Stimmt das? Sind es nicht interdisziplinäre Teams die vielfältigere Ideen haben? Aber steigen die Chancen auf Umsetzung dadurch? Ich bezweifle das, ebenso dass man das Innovationsgeschehen ,auf Knopfdruck` parat haben kann – das sind Managementmärchen.
Die Bedeutung von Innovationkultur ist enorm und die Herausarbeitung der Bedeutung ist gut gelungen, aber die Darstellung – auch in Zusammenhang mit den befragten Unternehmen – ist nicht überzeugend.
Bewertung: 3 von 5

Baskinger: Drawing Ideas: A Hand-Drawn Approach for Better Design (2013)

Inhalt: Wenn man das Buch in der Hand hält, wird einem der Unterschied zu einem ebook sehr deutlich! Kein eReader kann so einen ersten Eindruck vermitteln. Zwei recht grob gestaltete Buchdeckel geben den 304 Seiten einen würdigen Rahmen. Wobei ‚grob‘ nicht unordentlich bedeutet, im Gegenteil, das Buch ist aufwendig und sorgfältig gestaltet. Darin zu lesen, zu suchen oder umzublättern, einfach damit zu arbeiten vermittelt das Gefühl des Besonderen. Ich lese viele Bücher aber so deutlich ist mir das noch nie aufgefallen. Lesen als sinnliches Ereignis!
Diskussion: Durch die exzellente Gestaltung wird die Botschaft des Buches fast zum Selbstläufer: zeichnen bzw. sketching hilft beim sortieren der Gedanken und durch die Visualisierung bei der Kommunikation. Und das überzeugt! Eigentlich kann man gar nicht anders als beim blättern und lesen immer mal wieder selbst zu zeichnen. Für mich als Sketching-Anfänger ist das Buch die reine Fundgrube aber auch Zeichner mit mehr Praxiserfahrung werden hier eine Menge lernen können (so auch der Hinweis im Buch) Inhaltlich ist es in 5 Abschnitte geteilt: Basics, Boot Camp, clarify your own thinking, explain your ideas to others, tell a visual story. Man wird durch das Buch vielleicht kein Zeichen-Genie aber man entdeckt sicher die Lust am selber zeichnen und gestalten, am probieren und üben. Und das ist gut!
Ein wunderbares Buch! Man kann es Buch-Liebhabern und Zeichenwilligen empfehlen, als eBook kann ich es mir hingegen gar nicht vorstellen.
Bewertung: 5 von 5