Harford: Adapt. Why success always starts with Failure (2011)

Inhalt: Märkte funktionieren so ähnlich wie die Evolution, zumindest gibt es Mechanismen wie Variation, Selektion und Retention. Dadurch ergibt sich ein bestimmtes Maß an Ungewissheit für Organisationen. Bei aller Planungssicherheit müssen Unternehmen und deren verantwortliche Manager in der Lage sein, Situationen einzuschätzen und Pläne, Strukturen, Systeme und die Organisation anzupassen. Das und insbesondere die Einsicht in Fehlentscheidungen – so der Autor – scheint für viele der machtversessenen Führungskräfte schwierig zu sein. Die Geschichten von Rumsfeld und McNamara zeigen auf beeindruckende Weise die fatalen Entwicklungen. „ The key to learning from mistakes was not to stick blindly to the official chain of command but subvert it where necessary…” (S.78).
Ähnliches gilt für neue Technologien: Man kann sie nur bis zu einem gewissen Grad wirklich planen und sollte sich viel mehr auf Experimente einlassen (Bsp. Spitfire, S.80f). Die aus meiner Sicht interessanteste Erkenntnis wird im Kapitel 3 erläutert. Es werden zwei Selektionsmechanismen verglichen (NIH vs HHMI). Während das eine (NIH) Experten-basiert ist und auf erwartete Ergebnisse zielt, setzt das andere auf Unsicherheit und wählt Projekte nach Neuigkeit aus. Die Ergebnisse sind viel origineller und waren oft der Beginn neuer Forschungsrichtungen. Harford belegt damit, dass es nicht reicht, Fehler zu vermeiden. Für wirklich originelle Innovationen lassen sich Fehler nicht vermeiden (S. 103).
Diskussion: Harford hat dazu gelernt – inspiriert durch die Biologie und die Mechanismen der Evolution (und wohl auch beeinflusst durch die Finanzkrise und die bemitleidenswerten Deutungsversuche der Ökonomen) stellt er sein in vorangegangen Büchern vertieftes Mantra der ‚Ökonomen erklären mal wie die Welt funktioniert‘ selber in Frage. Das ist beeindruckend und lesenswert und sehr zu empfehlen, vorausgesetzt man möchte lernen und sich anpassen ohne zu verbiegen.
Bewertung: 5 von 5

Streatfield: The Paradox of Control in Organizations (2001)

Inhalt: Die Management-Literatur geht im Allgemeinen davon aus, dass der Manager an der Spitze der Organisation steht und mit Hilfe eines umfangreichen Arsenals an Instrumenten das Geschehen beobachten und vor allem steuern kann. Der Manager hat alles im Griff. Streatfield berichtet von seiner Erfahrung als Manager und davon, wie wenig Einfluss man als Manager tatsächlich hat. Die Möglichkeiten sind begrenzt und alles im Griff zu haben eine Illusion
Diskussion: Exzellent und innovativ! Eine der wenigen Texte, die von dem üblichen Management-Mantra abweichen. Statt der normativen Sichtweise (wie Management sein sollte) wird hier dargestellt, wie Management in der Realität funktioniert.
„It is the capacity to live with paradox … that constitutes effective management.“
Bewertung: 5 von 5