Wüthrich et al: Musterbrecher 2009

Inhalt: Die Welt ist nicht mehr so stabil, vorherseh- und berechenbar wie zu Taylors Zeiten. Damals – Anfang des letzten Jahrhunderts – wurden die Grundlagen des ‚Scientific’ Managements gelegt und Organisationen werden heute noch nach den Grundsätzen von damals ausgerichtet („Wir arbeiten in Strukturen von gestern an Problemen von morgen mit Menschen, die mit den Erfahrungen von vorgestern das Gestern geschaffen haben und das Morgen ihrer Organisation nicht mehr erleben werden.“, S.278). Nun wäre es an der Zeit, fest etablierte Führungsmuster (die sieben glorreichen) in Frage zu stellen ob der immer komplexeren und sich dynamisch ändernden Welt. Die Autoren diagnostizieren jedoch ein ‚Mehr desselben’ statt tatsächlicher Veränderung. Viele Beispiele (vom alltäglichen Führungswahnsinn bis zum Reiten toter Pferde, S.255f) zeigen typische Situationen in Unternehmen die symptomatisch für die Überforderung stehen. „Wie soll ein an Normen, Regeln und Standards ausgerichtetes System, das seine Mitglieder über Jahrzehnte hinweg immer wieder nach diesem Muster sozialisiert hat, auf unvorhersehbare Veränderungen reagieren?“ (S.95).
Natürlich gibt es zahlreiche Ratgeber, die auch für die veränderten Rahmenbedingungen die vermeintlich richtigen Muster entwerfen aber die Autoren widerstehen der Verlockung des Lösungsangebotes. Stattdessen werden die Führungsmuster zu Paradoxien erweitert und ein Lösungsraum darüber gespannt. Streng nach dem Prinzip es gibt kein richtig oder falsch mehr und jede Lösung ist zeit- und situationsabhängig werden Musterbrecher mit dem Hinweis ‚Erlebnis ohne Erfolgsgarantie’ vorgestellt. Es wurden tatsächlich vielfach Muster (oder Paradigmen) gebrochen (also verworfen um Abläufe zu hinterfragen und neu zu gestalten).
Diskussion: Die Meisterleistung besteht darin, dass eben nicht die alten Muster durch neue Muster ersetzt wurden. Die Impulse durch die Musterbrecher laden zum selber denken und selber tun ein. Es wird klar, in der neuen Kompliziertheit der Wirtschaft und der Organisationen haben Musterlösungen kaum noch Platz. Die Musterbrüche sind Angebote und einmal gefundene Lösungen haben ein Verfallsdatum. Die Veränderung wird so zum Muster.
Ein tolles Buch, prima gestaltet und es gibt viel zum nach- und mitdenken. Sehr erfrischend geschrieben – naja, eben kein typischen Managementbuch.
Aber solange Musterbrecher noch als Ausnahme angesehen werden und nicht Normalität sind, bleibt wohl noch viel zu tun.
Bewertung: 5 von 5