Anderson: Das Internet der Dinge: Die nächste industrielle Revolution (2013)

Inhalt: Es ist unbestritten, dass das Internet auf der einen Seite und neue Fertigungsmöglichkeiten wie bspw. 3D-Drucker und Laser Cutter die Zukunft der Güterproduktion prägen und verändern werden. Man kann sicher darüber streiten, ob es eine Revolution wird, so wie vom Autor prognostiziert, oder eine eher unauffällige und langfristige Veränderung.
Es ist unverkennbar: Anderson ist ein Maker-Fan und beim Lesen des Buches kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er die Revolution herbeisehnt und sie herbeireden (-schreiben) möchte. Etwas nüchterner betrachtet muss man jedoch konstatieren, dass noch sehr viel Vorarbeit notwendig ist – sowohl technisch als auch gesellschaftlich-organisatorisch. Viele Fragen sind noch ungeklärt und so wird es sicher noch eine Weile dauern, bis man mehr als monomaterielle Formen im eigenen Keller herstellen kann.
Diskussion: Mein Eindruck ist, der Autor möchte etwas zu viel. Viele gut recherchierte Beispiele (Square, TechShop, Kick Starter, Shanzhai, Alibaba, MFG, Ponoko etc.) machen das Buch interessant und lesenswert. Die technischen Details von MaxScan, Zing oder MyDIYC sind sicher interessant (S.98), verwässern aber den Kern des Buches, ebenso wie Hinweise zum Endpreis (1,5 x 1,5 = 2,25 – S.125, damit kann doch kein Business Plan ersetzt werden) und die Ausführungen über selbsthergestellte DNA. Hier hätte ich mir einen stärkere Abgrenzung gewünscht.
Dennoch ist das Buch sehr lesenswert und besonders all denen zu empfehlen, die in großen Unternehmen gerne solche Entwicklungen übersehen.
Bewertung: 4 von 5

Gunter Dueck: Das Neue und seine Feinde (2013)

Inhalt: Deming sagte einmal: “It is not necessary to change. Survival is not mandatory.” Wie schwierig es tatsächlich ist, darum gehts im Buch. Die Grundthese: Innovationen und deren Durchsetzung sind extrem schwierig, die Idee allein reicht nicht. Damit unterscheidet sich das Werk schon vom Großteil der Innovationsliteratur (a la … mit dem richtigen Prozess und der richtigen Methode klappt es schon) Dueck setzt sich mit den oftmals naiven Vorstellungen über das Management von Innovationen auseinander.
Das Neue hat tatsächlich viele Feinde. Das Neue ist ja nicht per se gut bzw. besser (Gen-Food ist zwar neu aber ist es auch besser?). Zweifel sind angebracht. Ein Ringen des Neuen mit dem Bestehenden ist insofern natürlich, gewollt und auch logisch (Evolution, das Bessere setzt sich durch). Nur – und hier spürt man die Erfahrung des Autors– es ist ein ungleiches Spiel. Er beschreibt ausführlich die Feinde und die Blockaden bei der Durchsetzung des Neuen.
Diskussion: Manager, Organisationen, Systeme und Prozesse bilden eine Art Immunsystem, welches am ‚Alten‘ hängt und das Neue wie Eindringlinge bekämpft.
„Worauf aber kommt es an bei Innovationen an? ‚Auf den, der sie mit Herzblutenergie vorantreibt.‘“ (S.11)
Das Management möchte der Beliebigkeit und dem Chaos bei der Entstehung von Innovationen durch Prozesse und Methodik begegnen. Das ist jedoch eine Illusion, wie Dueck hervorragend darstellt.„Alles, was getan werden kann, kann durch Management noch besser getan werden…Nichts darf nicht gemanagt werden“ (S.130/131). Jedoch: der Innovationsprozess führt fast nie zu Innovationen. Das bedeutet, Innovationen bräuchten andere Methoden und Instrumente als das klassische Vorgehen.
Das Buch ist kein Ratgeber – will es auch gar nicht sein. Und dennoch lernt man recht viel. Hervorragendes Innovationsbuch, es lässt sich sehr gut lesen.
Bewertung: 5 von 5

Hauser: Intuition und Innovation (1995)

Inhalt: Intuition ist eine Erscheinung, die im Innovationsmanagement unterschätzt und ignoriert wird. Welche Rolle Intuitionen in den Phasen des Innovationsprozesses spielt, zeigt dieses Buch.
Diskussion: Viele gute Erklärungsversuche aber letztlich die Einsicht, dass man Intuition und Intuitionen nicht vollständig erfassen, erklären und geschweige denn beeinflussen kann. Die Schlußfolgerungen für das Innovationsmanagement sind dementsprechend übersichtlich.
Bewertung: 4 von 5

Wördenweber & Wickord: Innovations- und Technologiemanagement (2008)

Inhalt: Ausgehend vom Unternehmensumfeld (Kap. 2) geht es um die Quellen von Innovationen (Kap.3). Kapitel 4 behandelt den Umgang mit Risiko. Der Innovationsprozess wird in Kapitel 5 behandelt und im Kapitel 6 geht es um das wache Unternehmen. „Wie sieht die ideale Organisation für Innovation aus?“(S.231)
Diskussion: Das Buch ist viel zu allgemein, um hilfreich zu sein. Teilweise widersprüchlich, teilweise auch unverständlich und viele Worthülsen: „Für global agierende Unternehmen besteht der Anspruch auf einen globalen Aktionsradius.“ (S.234) Die Fragen Was ist Lean Innovation? und Wie sieht die ideale Organisation aus? bleiben offen. Das Thema Technologiemanagement gerät (trotz Erwähnung im Titel) erstaunlich kurz.
Bewertung: 2 von 5

Grupp: Messung und Erklärung des technischen Wandels (2008)

Inhalt: Die Erklärung des technischen Fortschritts (Wandels) ist eine nach wie vor spannende Aufgabe. Im ersten Teil werden verschiedenen Innovationstheorien überblicksartig dargestellt und diskutiert. Im zweiten Abschnitt werden Messkonzepte, Indikatoren und die Zusammenhänge aus der Perspektive einer Wirtschaft vorgestellt und anschließend auf Problemfelder angewendet.
Diskussion: Trotz der trockenen Thematik eine interessante Lektüre. Vor allem der erste Teil des Buches ist eine Meisterleistung. Leider ist der Text wohl unverändert von der 1997 Ausgabe übernommen. Wichtige Neuerungen auf dem Gebiet der Innovationstheorien fehlen dem zufolge. Noch krasser wirkt sich das bei der Diskussion über Politik- und Marktversagen im Zusammenhang von Solarindustrie und Ölpreis aus.
Bewertung: 3 von 5

Scholl: Innovation und Information (2004)

Inhalt: ‚Wie entstehen Innovationen in Organisationen?‘ ist das Thema des Buches. Nun ist es ja nicht so, dass es nicht schon eine umfangreiche Literatur zu dem Thema gibt. Dieses Buch ist jedoch einzigartig insofern, als auf der Basis einer umfangreichen Analyse von ca. 42 Innovationsprojekten (erfolgreich und nicht erfolgreich) untersucht wird, wie Innovationen tatsächlich ablaufen. Vom Innovationsparadox bis zur Innovationstheorie.
Diskussion: Ein sehr gelungenes Buch. Anhand von 42 Innovationsfälle wird analysiert, wie Innovationen tatsächlich funktionieren. Die Realität unterscheidet sich erheblich von den Bilderbuch-Innovationsprozessen und ist charakterisiert von Informationspathologien in der Organisation beim Vorantreiben des Innovationsprojektes. Es wird dargelegt, wie wenig systematisch es oft zu Entscheidungen im Ablauf kommt und das sich Innovationen evolutionär und teilweise nicht vorhersehbar entwickeln und durch Planung allein nicht beherrschbarer werden. Eines der besten deutschsprachigen Bücher zum Thema.
Bewertung: 5 von 5

Kim & Mauborgne: Der blaue Ozean als Strategie (2005)

Inhalt: Der Inhalt gliedert sich in 3 Abschnitte: Strategie der Blauen Ozeane, Formulierung der Strategie und die Umsetzung der Strategie. Grundgedanke des Buches ist die Unterscheidung der Märkte in blaue und rote Ozeane, wobei rot symbolisch für die bekannten und blau für die neuen Märkte steht. Wie man angeblich den Wettbewerb abschütteln kann indem man sich auf die blauen Märkte fokussiert, versuchen die Autoren darzustellen.
Diskussion: Blauer Ozean ist ein Synonym für Innovation und da Innovation als Begriff schon fast banal klingt, wird sich der Ozean als neues Buzzwort im Management wohl etablieren. Es ist jedoch zu einfach, rückblickend einige Anekdoten als allgemeingültiges Rezept darzustellen. Innovationen verlaufen wesentlich komplexer und es gibt reichlich Beispiele für erfolgreiche rote Ozeane und erfolglose blaue Ozeane. Und wer kann schon heute sagen, was morgen ein blauer Ozean ist? Bedenklich ist es, dass das Buch ein Bestseller werden konnte!
Bewertung: 1 von 5

Gassmann & Kobe: Management von Innovationen und Risiko (2006)

Inhalt: Das Buch ist eine Aufsatzsammlung von 23 Kapiteln – gegliedert in 6 Abschnitte:
I  Einleitung
II Strategisches Risikomanagement
III Risikomanagement im Innovationsprozess
IV Steuerung risikoreicher Innovationsprojekte
V  Frühaufklärung zur Erkennung von Risiken
VI Management externer Risiken
Diskussion: Wer jetzt glaubt, mit dem Buch seien die Risiken seiner Innovationsprojekte beherrschbar oder man kann gar Quantensprünge in der Entwicklung erfolgreich managen (so der Untertitel, Quantensprünge bedeuten übrigens eine kleinstmögliche Zustandsänderung – jedenfalls in der Physik. Solche Begriffe sollten dann auch richtig verwendet werden)‘, wird enttäuscht sein. Das Buch endet ganau dann, wenn es spannend wird: Die Aufsätze des Buches basieren auf zwei Annahmen: 1. dass man Innovationen managen kann und 2. dass man das damit verbundene Risiko managen kann. Beide sind gewagt!
Neuerungen zeichnen sich immer durch Risiko und Unsicherheit aus. Als Risiko bezeichnet man den Anteil, der mit Wahrscheinlichkeiten bewertet werden kann. Gerade bei radikalen Innovationen überwiegen die Ungewissheiten und Unsicherheiten. Diese Bestandteile umfassen die Bereiche, die man noch gar nicht richtig artikulieren kann (Bsp.: Wie sieht das dominante Design aus, dass sich bei E-Cars durchsetzen wird?) Wer davon ausgeht, dass man alle Unsicherheiten als Risiken internalisieren kann, ist naiv. Oder provokanter formuliert, wenn man bei einem Innovationsprojekt alle Risiken quantifizieren kann, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine ‚Mickey-Maus-Innovation‘. Wenig überzeugend.
Bewertung: 2 von 5

Deckert: Anleitung zum Uninnovativsein (2009)

Inhalt: Obwohl der Titel zum Uninnovativsein auffordert, möchte das Buch natürlich das Gegenteil – und zwar in Form einer Kampfschrift.
Bewertung: Mit viel Passion geschrieben widmet sich der Autor den vielen Dingen in Organisationen, die Innovationen (und Inventionen) verhindern. Den Trick kennt man von Paul Watzlawick (Anleitung zum Unglücklichsein, 1983) oder aus neuerer Zeit von Gunther Dueck (Lean Brain Management, 2006). Manchmal muss man eben die Perspektive wechseln um zwischen den mantraartig vorgetragenen Ratschlägen überhaupt Gehör zu finden. Das ist gut, das ist innovativ. Es liest sich überwiegend gut und flüssig und man spürt die Leidenschaft für Innovationen. Der Autor ist Praktiker und weiß wovon er redet. Es gibt offenbar viel zu verbessern. Schade nur, dass die Sprünge zwischen Ratschlag und Ironie recht fließend sind und oftmals zum wiederholten Lesen zwingen. Leider tendiert der Autor auch zu Vereinfachungen, die die richtige Einschätzung im Nachwort (Innovationen sind kein Selbstläufer, sondern harte Arbeit und dazu noch äußerst riskant, S.114) aufweichen, bspw. Abb 3. (InnoKreis) und Abb. 4 (KVP-Rad). Das Buch ist jedem Praktiker zu empfehlen, der kluge Ratschläge und Inspirationen für Innovationen und Erneuerungen sucht.
Gesamtwert: 4

Birkenmeier & Brodbeck: Wunderwaffe Innovation (2010)

Inhalt: Die Autoren reduzieren das Innovationsmanagement auf fünf Stellschrauben. Diese entsprechend eingstellt sei eine Garantie für Innovationserfolg. Dieses Modell ist recht hilfreich beim Verständnis von Innovationen. Im Buch werden die Stellschrauben dann im Detail behandelt, wobei es meistens recht allgemein bleibt. Beispielsweise sind die Maßnahmen zur Stellschraube Innovationskultur auf 12 Seiten dargestellt (ua. Förderung der Eigeninitiative und Messung des Erfolgs !).
Diskussion: Das Buch ist ein guter Einstieg aber eben nur die Spitze des Eisberges und insofern kann man es vor allem Innovationsneulingen empfehlen. Das, was Innovationen so spannend und komplex macht, fehlt aber in dem Ratgeber.Verwirrend ist die Matrix auf S. 101. Hier steht Risiko / Risiko. Die Achsenbeschriftung soll wahrscheinlich Risiko / Attraktivität heißen ?!
Bewertung: 3 von 5