Raynor: The Strategy Paradox (2007)

Inhalt: Die Kernbotschaft des Buches ist einfach: In einer dynamischer und komplexer werdenden Wirtschaft nehmen Unsicherheiten und Ungewissheiten zu. Die traditionelle Strategieplanung hat dafür kein Rezept.
Diskussion: Reynor schlägt ein neues Kapitel in der strategischen Unternehmensplanung auf. Der Abschied vom ‘Single-Best-Way‘ wird für viele unbequem aber dennoch unausweichlich werden. Typische Strategieplaner werden sich verstärkt mit den Unsicherheit auseinander setzen müssen und flexibler in der Planung werden oder eben die Veränderungen schmerzhaft spüren. Der Untergang von Quelle ist ein gutes – aktuelles Beispiel für Old-Style Strategieplanung. Man kann davon ausgehen, dass es in Zukunft einigen Firmen ähnlich ergehen wird, auch wenn sie es jetzt noch nicht wissen (oder wahrhaben wollen).
Leider geht dem Autor am Ende die Luft aus – Kap.11 (Reinventing Strategy) hat nur 8 Seiten, trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert.
Bewertung: 4 von 5

Leifer et al: Radical Innovation (2000)

Inhalt: Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat das Autoren-Team zwölf Projekte radikaler Innovationen in 10 Unternehmen begleitet. In dem Buch wird über die Schwierigkeiten und Herausforderungen in den Organisationen berichtet aber auch von der Bedeutung der radikalen Innovationen für den wirtschaftlichen Erfolg. Inkrementelle Innovationen im Gegensatz stellen keinen Wettbewerbsvorteil dar. Große Unternehmen im Besonderen werden in sich einem verändernden Wettbewerbsumfeld häufig von neu gegründeten Unternehmen attakiert und können dem wenig entgegensetzen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Buches ist, dass radikale Innovationen im Wesentlichen von individueller Initiative abhängig ist und es relativ wenig zu systematisieren gibt (S. 157) Für Großunternehmen bedeutet das in erster Linie, Innovationen nicht als eine Management-Routine zu verstehen sondern innovative Freigeister zu kultivieren.
Diskussion: Das Buch ist eine Überraschung, da üblicherweise solche ‚How to…‘ Untertitel als Ratgeber mit fünf Punkte Plan enden (wobei ein Punkt dann in etwa beinhaltet ‚Die Innovationskultur muss verbessert werden‘). Hier geht es zur Sache! Innovation Manager von Großunternehmen, die sich wundern, wieso nur inkrementelle Innovationen entstehen, sollten das Buch lesen.
Bewertung: 5 von 5

Day & Schoemaker: Wharton on Emerging Technologies (2004)

Inhalt: Sich neu entwickelnde Technologien (emerging technologies) unterscheiden sich durch den hohen Grad an Unsicherheit von bestehenden Technologien. Unklare Kundenwünsche, unbestimmte Marktpotentiale, die Trägheit bestehender Organisationen aber auch die technologische Unausgereiftheit zwingen Manager zu Entscheidungen mit nur sehr wenig verfügbaren Informationen. Die Autoren stellen sich dieser Herausforderung. Das Buch ist in fünf Abschnitte gegliedert: Bewertung von Technologien, Märkte für neue Technologien, Strategieentwicklung, Investitionen und die Anforderungen an die Organisation.
Diskussion: Mit den Ausführungen treffen die Autoren den Kern des Paradoxons von Umbruchtechnologien. Ausgezeichnet. Und in der Gestaltung, Struktur und Überzeugung sehr empfehlenswert.
Bewertung: 5 von 5

Isaksen & Tidd: Meeting the Innovation challenge (2006)

Inhalt: Die Herausforderung im Innovationsmanagement besteht darin, gleichzeitig alternative Entwicklungen verfolgen zu können. Die Autoren verwenden hierfür die Metafer des Gottes Janus, der ja sowohl über die Eingänge als auch Ausgänge herrschte. Für Organisationen bedeutet das Routine und Kreativität geschickt zu balancieren.
Innovationen sind auch immer durch organisatorische Veränderungen charakterisiert.
Diskussion: Die Autoren schaffen es ausgesprochen gut, das Thema aus vielen Perspektiven interessant, überzeugend und vor allem zeitgemäß darzustellen.
Empfehlenswert ist das Buch für alle, für die Innovationen mehr als Marketing, PR und Lippenbekenntnisse sind.
Bewertung: 5 von 5

Fenn & Raskino: Mastering the Hype-Cycle (2008)

Inhalt: Wie sich Innovationen in Märkten und bei Kunden durchsetzen, versucht das Buch anhand des von Gartner favorisierten Hype-Cycle Modells zu erklären. Im Teil 1 wird der Hype-Cycle beschrieben. Das Innovative daran ist, dass die Aufmerksamkeit gegenüber der Neuerung über Emotionen und Dynamik der Massen erklärt wird. Im zweiten Teil wird der STREET Prozess vorgestellt. Damit soll es gelingen, den Hype-Cycle zu ‚bezwingen‘. Enttäuschend daran ist zum einen, dass man davon ausgeht, dass man lediglich Entwicklungen zu beobachten braucht und dann ggf. auf den Zug aufspringt. Die eigene Innovationskraft wird nicht mal ansatzweise betrachtet. Zum anderen ist es irritierend, dass der Hype-Cycle – mit dem man ohne Frage bestimmte technische Entwicklungen analysieren kann – zur Erklärung jeglicher Entwicklungen heran gezogen wird. Etwas gestreckt oder gestaucht und man kann fast alles damit erklären. Zur Vorhersage ist es jedoch nicht geeignet – auch wenn es die Autoren behaupten.
Diskussion: Mit dem Hype-Cycle lassen sich Entwicklungen erklären, aber es ist kein Allheilmittel. Innovativer erster Teil, enttäuschender zweiter Teil.
Bewertung: 3 von 5

Moore: Dealing with Darwin (2005)

Inhalt: Der Umschlag eines Buches ist immer ein Versprechen des Autors an den Leser. Der Titel ‚Dealing with Darwin‘ zusammen mit einer Abbildung eines Tyrannosaurus Rex lenkt die Aufmerksamkeit unweigerlich in Richtung Evolutionstheorie. Diese besagt nun – knapp formuliert – dass sich durch Rekombination und Selektion langfristig das Beste, Robusteste und Fitteste durchsetzt. Innovationen kann man unter diesem Blickwinkel als Treiber für wirtschaftlichen und technischen Fortschritt verstehen. Der Autor reduziert das Konzept der Evolution auf ein Reifegradmodell. Beim Lesen bekommt man den Eindruck, Innovationen und damit die Wettbewerbsvorteile sind lediglich eine Frage der Einordnung in das vorgestellte Kategorisierungssystem und lässt sich auf ein einfaches Entscheidungsproblem reduzieren. Das ist naives Innovationsmanagement.
Diskussion: Der Erkenntnisgewinn des Buches ist recht mager. Die angegebenen Beispiele sind zum Teil veraltet (Ist SUN tatsächlich noch Innovationsführer?) Cisco gilt zweifellos als innovativ aber ob es an Darwin liegt, bleibt fraglich.
Das Buch ist zum Teil schwer zu lesen, obwohl die Aussagen zum Teil recht simpel sind. Die Kernaussage ‚Extract resources from context to fund core‘ ist so eine unverständliche Formulierung.
Fazit: Das Versprechen des Umschlages nur teilweise erfüllt werden. Einfacher Inhalt kompliziert verpackt.
Bewertung: 2 von 5

Jewkes, Sawers & Stillerman: Sources of Innovation (1969)

Inhalt: Die Autoren untersuchen in dem Aufsatz die Gründe und Konsequenzen von industriellen Innovationen. 61 Erfindungen werden beschrieben und analysiert. Die Ergebnisse und die Ableitungen sind in der Tat verblüffend. Die Rolle des individuellen Erfinders wird gewürdigt, jedoch prognostiziert, dass institutionelle R&D Organisationen in Zukunft (also heute) systematisch erfinden werden. Die Erfindungstätigkeit wird nachlassen – so die Autoren.
Diskussion: Die zweite Auflage des Buches ist von 1969! Das ist erstaunlich, da die Erkenntnisse z.T. hoch aktuell sind und einige der modernen Innovationsmanagement Kochbücher in den Schatten stellen. Ein MUSS für alle Innovations-Fans und ernsthaft Interessierte!
Bewertung: 5 von 5

Hamel: Leading the Revolution (2002)

Inhalt: „Most companies are not led by visionaries; they’re led by administrators.” (S.22) Das hat Auswirkungen auf die Strategieentwicklung. Hamel sieht weder in Akquisitionen noch in Mergern noch in anderen ‚Deals‘ einen Ersatz für Innovationen „Deal making is no substitute for strategy innovation“. (S.46) Er weist nach, dass sich die meisten Industrien um eine gemeinsame Entwicklungsrichtung orientieren und sich die Strategien der Unternehmen eher konvergieren als divergieren. Outsourcing, ähnliche IT Plattformen und identische Effizienzprogramme verstärken den Trend weiter. Früher oder später endet das in einem Preiswettbewerb. Nur wirkliche Innovationen können diese Tendenz durchbrechen. Innovationen sollen keine Ausnahme darstellen sondern einen festen Bestandteil im Unternehmen darstellen. „Innovation is fine so long as it doesn’t disrupt a company’s finely honed operational model“. (S. 25)
Diskussion: Ein mit Passion geschriebenes Buch. Gut recherchiert, sehr überzeugend und inspirierend. Allen, die Innovationen vorantreiben wollen, kann man das Buch empfehlen. Es richtet sich ausdrücklich nicht nur ans Top-Management. Revolutionen können auch unten beginnen.
Bewertung: 5 von 5

von Hippel: Democratizing Innovation (2005)

Inhalt: Nach seinem Klassiker ‚Sources of Innovation‘ gibt es mit ‚Democrazing Innovation‘ einen logischen Nachfolger. Hippel fokussiert nun ganz auf den Anwender als zentrales Element im Innovationsuniversum. Die Bedeutung des Anwenders, seiner Wünsche und seines Verhaltens wird in mehreren Kapiteln dargelegt und damit die Brücke zu Innovation Communities und Open Innovation hergestellt. Er postuliert sogar einen Trend: „…users will be increasingly important sources of innovation and will increasingly substitute for or complement manufacturers‘ innovation-related activities.” (S.14) Damit würden die Kosten für die Ressource Innovation sinken – so Hippel.
Diskussion: Bei aller Euphorie für den Anwender als Innovationsmotor, Hippel geht wohl einen Schritt zu weit. Unbestritten ist, dass Anwender eine gute (und billige) Quelle für Innovationen sind. Aber eben nur eine von vielen. Wenn ein Unternehmen die Innovationsbemühungen ausschließlich auf den Anwender reduziert, gibt es einen Großteil der Einflussmöglichkeiten ab. Aus Innovationsmanagement wird dann Innovationshoffnung. Das kann nicht im Sinne der Verbesserung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sein. Innovationsmanager, die Anwender stärker in die Innovationstätigkeit ihres Unternehmens einbinden wollen, finden hier dennoch jede Menge Anregungen.
Bewertung: 3 von 5

Silverstein, Samuel & Decarlo: The Innovator’s Toolkit (2009)

Inhalt: Im ‚The innovators toolkit‘ werden 55 Techniken bzw. Instrumente vorgestellt und beschrieben, die im Umgang mit Innovationen von Nutzen sein könnten. Die Autoren haben die Werkzeuge auf vier Blöcke aufgeteilt:
1. Definieren der Möglichkeiten (11)
2. Entdecken der Ideen (18)
3. Entwickeln der Lösung (13)
4. Darstellung der Innovation (13)
Diskussion: Im Gegensatz zu vielen existierenden Ratgebern zum Thema Innovation, stellt diese Toolbox eine echte Bereicherung dar. Es sind eine Reihe nützlicher Werkzeuge dargestellt. Bei einigen jedoch kommt man ins grübeln. So zählt ‚Piloting‘ als Instrument, mit dem Hinweis, man solle ein funktionsfähiges Modell von dem neuen Service oder Produkt herstellen und dann perfektionieren. Unter ‚Werkzeug 55′ wird der ‚Control plan‘ vorgestellt: Sicherstellung, dass die neue Lösung wie geplant kommerzialisiert wird. Wenn solche Selbstverständlichkeiten und Hoffnungen als Werkzeuge bezeichnet werden, wirkt das naiv.Weiterhin hat man beim Lesen das Gefühl, dass die Autoren der Illusion unterliegen, wenn man nur das richtige Werkeug zur Hand hat und es richtig einsetzt, kann man jegliche Unsicherheitsaspekte eliminieren. Das ist jedoch ein Trugschluß! Innovationen ‚predictable‘ zu machen – so wie schon in der Überschrift angekündigt – ist ein Versprechen, dass auch dieses Buch nicht halten kann. Dennoch zum Lesen empfehlenswert, vor allem für Methodenfreunde.
Bewertung: 3 von 5