Clayton M. Christensen: The Innovator’s Dilemma (1997)

Inhalt: Einer der Klassiker der Innovationsliteratur. Es wird ein grundlegendes Dilemma großer Unternehmen beschrieben: Etablierte Firmen investieren einen Großteil in schon bekannte und bewährte Konzepte, welche sie erfolgreich gemacht haben und verschlafen das Neue und das Disruptive.
Diskussion: Exzellentes Buch! Auch nach über 10 Jahren noch aktuell. Erfolg macht blind für radikale Innovationen! Leider lesen es aber wohl die falschen Manager, denn das Dilemma ist nach wie vor allgegenwärtig.
Die Beobachtungen und die Beschreibung des Dilemmas sind sehr gut, ebenso die Beispiele aus der Industrie. Die gewonnen Erkenntnisse empfinde ich etwas zu abstrakt und die Empfehlungen als recht dünn.
Dennoch: unbedingt lesen!

Bewertung: 4 von 5

de Geus: The Living Company (2002)

Inhalt: Mit viel Enthusiasmus setzt sich der Autor für eine neue Unternehmenskultur ein. Wissen und Lernen spielt in der neuen Organisation eine wesentlich größere Rolle als bisher (The living company). Er unterstreicht die Bedeutung von Foresight für das Überleben von Unternehmen.
Diskussion: Eine heftige Kritik am bestehenden Selbstverständnis von Unternehmen und der Selbstgefälligkeit des Managements. Besonders Kapitel 6 „Managing for Profit or for Longevity“ erscheint nach der Finanzkrise wieder hoch aktuell. Sehr gut geschrieben, viele interessante Geschichten runden den sowieso spannenden Inhalt ab. Ohne Frage eines der besseren, visionäreren und aussagekräftigeren Büchern. Ob es jedoch ‚One of the ten best books‘ (Business week, auf dem Buchrücken) ist, mag jeder für sich entscheiden.
Bewertung: 5 von 5

Rice: Three moves ahead (2008)

Inhalt: Schach ist ein Spiel mit festen Regeln. Die Wirtschaftswelt dagegen ist so komplex und vielschichtig und dynamisch, dass nur ein Teil Regeln und Gesetzen folgt. Der andere Teil wird durch ständige Erneuerungen geprägt. Das Internet z.B. hat die Spielregeln ganzer Industriezweige auf den Kopf gestellt. Ein Vergleich zwischen Schach und der Wirtschaft ist insofern nur bedingt möglich. Das sind jedenfalls die Gedanken, wenn man das Buch in die Hand nimmt. Der Autor belehrt einen hier schnell eines Besseren und man ist angenehm poitiv überrascht. Ähnlich der Spieltheorie ist Schach eine extreme Vereinfachung der realen (Business)welt und doch schon recht komplex. Die Idee des Vergleiches ist originell und die Lernkurve für (Unternehmens)Strategen ist recht steil. Man muss bspw. jede Art von Benchmark in Zweifel stellen wenn man erfährt, dass bei gleichstarken Spielern WEISS 40% häufiger gewinnt als SCHWARZ, nur weil WEISS laut Regel immer mit dem ersten Zug beginnt (S.20).
Diskussion: Ohne zu sehr das Schachspiel zu betonen arbeitet der Autor wichtige Erkenntnisse meisterhaft heraus. Es ist ein Buch zum Nachdenken. Hektische Aktionisten werden keine Freude an dem Buch haben aber langfristig orientierte Strategieplaner um so mehr.
Bewertung: 5 von 5

Akerlof & Shiller: Animal Spirits (2009)

Inhalt: Wem die traditionelle Ökonomie mit der vereinfachend angenommenen Rationalität bisher suspekt war bzw. suspekt ist, wird dieses Buch lieben! Anstatt Super-rationale Marktteilnehmer in einfachen Situationen anzunehmen, werden ’normale‘ Menschen in komplexen Situationen zur Erklärung der Wirtschaft angenommen. ‚Animal Spirit‘ bedeutet in dem Fall wohl die psychologische Nacktheit des Menschen. Die Ausführungen sind insbesondere für die Diffusion von Innovationen von Bedeutung.
Diskussion: Der Bezug zur aktuellen Krise ist erhellend. Das Buch insgeamt ist erfrischend in der von der vorherrschenden Theorie abweichenden Perspektive und der flüssigen Darstellung.
Bewertung: 5 von 5

O’Conner, Leifer, Paulson, Peters: Grabbing Lightning. (2008)

Inhalt: Das Buch beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass etablierte Firmen unfähig für Durchbruchinnovationen sind. Ihr Ausgangspunkt ist – und da unterscheidet sich das Buch schon von vielen anderen Innovationsbibeln -Innovationen sind ein extrem schwieriges Geschäft‘. Die Bedeutung, gerade für Durchbruchinnovationen wird jedoch steigen: Die Fähigkeit, Durchbruchinnovationen zu generieren is „the next major management capability large companies will claim their priority, much like the quality effort was claimed in the 1980s“
Diskussion: Das Autorenteam räumt mit vielen Myten auf (z.B. das Innovationskraft abhängig von der Höhe der R&D Ausgaben ist) und verspricht die Geheimnisse (‚…) zu lüften, was im Wesentlichen auf das Konzept der ‚DNA‘ hinausläuft. Obwohl Zweifel an dem Erfolg des propagierten „Open Innovation“-Ansatzes bleiben, ein sehr empfehlenswertes Buch -vor allem für die Innovationsabteilung der großen, etablierten (und trägen) Firmen. Ob jetzt ‚Open Innovation‘ tatsächlich hilft bei Durchbruchinnovationen sei dahin gestellt. Trotzdem empehlenswert für Innovatoren, da nicht so getan wird als sei mit einem Innovationsprozess das meiste getan. Innovationen sind schwierig.
Bewertung: 4 von 5

Strebel: Innovations- und Technologiemanagement (2007)

Inhalt:Das Buch gibt einen guten Überblick zum Thema ‚Innovations- und Technologiemanagement‘. Positiv fallen die gelungene Struktur (Grundlagen, Modelle, Systeme, Strategie, Projekte, Kreativität, Entwicklung und Netzwerke), die verständliche Darstellung und die durchweg guten Abbildungen auf. Wichtige Konzepte, Theorien und Modelle werden sehr gut erklärt (bspw. S-Kurvenmodell).
Diskussion: Da das Buch Lehrbuchcharakter hat, ist wenig Neues zu erwarten. Dafür ist der aktuelle Stand gut dargestellt, jedoch fehlen neuere Konzepte und Ansätze. Die Erwähnung von ‚Open Innovation‘ im Kapitel 8 hätte sich beispielsweise angeboten oder ‚Lean Innovation‘, ‚Lead user‘ usw. Dennoch sehr empfehlenswert!
Bewertung: 4 von 5

Fagerberg, Mowery & Nelson: Oxford Handbook of Innovation (2006)

Inhalt: Das Handbuch ist eine Sammlung von Aufsätzen, die die drei Editoren in 22 Kapiteln auf vier Abschnitte verteilen:
1. Entstehung von Innovationen (‚Innovation in the making’)
2. Der Versuch der Systematisierung (‚The systemic Nature of Innovation’)
3. Die Verschiedenartigkeit von Innovationen (‚How Innovation Differs’)
4. Ökonomische Auswirkungen von Innovationen (‚Innovation and Economic Per-formance’)
Diskussion: Es ist tatsächlich ein Handbuch / Handbook. Ein breites Themenspektrum wird verarbeitet und zum Teil recht ausführlich. Die Struktur des Buches ist nachvollziehbar, jedoch sind die einzelnen Kapitel sowohl vom Fokus als auch von der Aussagekraft sehr unterschiedlich und nicht immer überschneidungsfrei (was auch an der Vielzahl der Autoren liegen kann): Kap. 17: Innovation and Diffusion im Vergleich zu Kap. 8: Universities in National Innovation Systems.
Trotzdem: Eine Quelle vieler Ideen zum Thema, empfehlenswert!
Bewertung: 4 von 5

Chesbrough: Open Innovation (2006)

Inhalt: Es wird argumentiert, dass Unternehmen unmöglich alle Technologien und Entwicklungen verfolgen und die Forschung intern und autark betreiben können. Externe Wissensquellen sind gefragt und entsprechende Netzwerke zur sinnvollen Nutzung aller Quellen für Innovationen sind entscheidend. ‚Open Innovation‘ steht dabei im Kontrast zu ‚Closed Innovation‘, wobei es weder das eine noch das andere in Reinform so tatsächlich gibt. Es geht um die Idee, nicht alles selber erfinden zu wollen.
Diskussion: Der Ansatz stimmt, ist aber weder neu noch richtig durchdacht (es entsteht schnell die Illusion, hier kann man sehr einfach etwas umsonst bekommen!). Innovationen entstehen immer aus der Kombination von internen und externen Impulsen. Das Konzept wird Unternehmen insofern nicht wirklich helfen, die eigene Innovationskraft zu steigern. Lediglich der Begriff ‚Open Innovation‘ ist neu und wird sich wohl in der Managementsprache etablieren, eventuell jedoch nur als Alibi für gekürzte F&E Budgets.
Bewertung: 2 von 5

Christensen et al: Seeing what’s next (2004)

Inhalt: Die gute Nachricht – so die Autoren – ist, dass Theorien die Vergangenheit erklären und sich so wichtige Erkenntnisse für die Zukunft ableiten lassen. Die Theorien sind jedoch eher Verhaltensmuster etablierter Unternehmen im Hinblick auf Innovationen. Das Verhalten – insbesondere die Fehler – scheinen sich in der Tat zu wiederholen. Eine Aussage über Veränderungen in der Industrie sind jedoch nur teilweise möglich.
Diskussion: Der erste Teil erläutert theoretische Konzepte (Cramming, asymetrische Motivation etc.). Obwohl vieles schon vom ‚Innovators Dilemma‘ bekannt ist, ist der Teil recht spannend. Wie schwer die Anwendung fällt, demonstriert der zweite Teil das ‚Next‘ (Education, Healthcare, Aviation , Semiconductor). Die Prognosen sind recht allgemein und dennoch zum Teil schon widerlegt.
Bewertung: 3 von 5

George et al: Fast Innovation (2005)

Inhalt: Das Buch versucht zu erklären, wie man schneller – um bis zu 80% – zu Innovationen kommt (Fast Innovation). Der erste Teil ist recht allgemein, der zweite Teil beschreibt die Innovationsmaschine.
Diskussion: Ein typisches amerikanisches Management Buch. Der Umschlag verspricht Differenzierung, Geschwindigkeit und Wachstum – der Text ist dann eher Magerkost. Von allem ein bisschen – Open Innovation, Kreativität und einen CIO (Chief Innovation Officer) und natürlich Kundenorientierung. Zu viele Fragen bleiben jedoch offen bzw. sind widersprüchlich erklärt. Auch wenn man das System ‚Innovation Engine‘ nennt, wird es nicht besser oder schneller. Im Grunde ist die Idee, schneller zu Innovationen zu kommen ja gut. Bei Innovationen kommt es primär auf den Innovationsgrad an und erst dann geht es um die Geschwindigkeit. Was nützt mir eine banale Innovation, die schnell umgesetzt wird? Wird beispielsweise im Kapitel 1 noch die Bedeutung der Differenzierung betont mahnt Kapitel 6 re-use von Ideen an und zwar mindestens 80% um dann die entsprechende Geschwindigkeit zu bekommen. Wenn man sich jedoch von vornherein auf nur 20% Neuerung zur Innovation festlegen will / kann, läuft das Ganze auf reine Prozessverbesserung raus. Das Buch bleibt eine Enttäuschung – es kann das Paradox zwischen Disruption und Effizienz im Innovationsmanagement nicht ansatzweise lösen.

Bewertung: 1 von 5